Im Rahmen eines Wiener Pressegespräches brachten VertreterInnen des Österreichischen Bundesverbandes für Mediation (ÖBM) sowie SchülerInnen und LehrerInnen heute, am 16. September 2009, ihre Erfahrungen mit Peer-Mediation auf den Punkt. Der ÖBM fordert, Peer-Mediation als effektive Form der Gewaltprävention und Konfliktlösung unter Jugendlichen an allen Schulen zu etablieren. Weitere Informationen: www.oebm.at sowie bei der kostenlosen Mediations-Hotline 0800 88 00 88.
Was Hänschen nicht lernt...
Peer-Mediation, die Vermittlung bei Meinungsverschiedenheiten von SchülerInnen für SchülerInnen, ermöglicht Jugendlichen, den richtigen Umgang mit Konflikten zu erlernen und Aggressionen nachhaltig abzubauen. „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Deshalb ist dem ÖBM Peer-Mediation und das Erlernen von alternativen Konfliktlösungsstrategien im Schulalter ein wichtiges Anliegen“, so Mag. Marianus Mautner, Bundessprecher des Österreichischen Bundesverbandes für Mediation (ÖBM), der mit insgesamt rund 2.500 Mitgliedern der größte Verband für Mediation in Österreich und in der Europäischen Union ist. Peer-Mediation bedeutet, dass einzelne SchülerInnen dazu ausgebildet werden, in Konfliktfällen als neutrale Dritte zwischen ihren MitschülerInnen zu vermitteln. Die SchülerInnen lösen ihre Konflikte dank der jugendlichen Peer-MediatorInnen untereinander ohne dass, wie bei Konflikten in der Schule traditionell üblich, das Einschreiten einer erwachsenen Autoritätsperson notwendig wird. Die Peers unterstützen die Streitparteien dabei, gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten. Darüber hinaus geben sie Informationen zur Konfliktprävention weiter. „Primäres Ziel der Peer-Mediation ist es, den SchülerInnen eine Form der Kommunikation näher zu bringen, die es erlaubt, im Konfliktfall besser agieren zu können. Dies ist ein wichtiges Element zur Förderung der Demokratie“, so Mag. Christine Haberlehner, Peer-Mediations-Expertin und stellvertretende Bundessprecherin des ÖBM.
Bis zu 80% weniger Konfliktfälle dank Peer-Mediation
Das Internationale Business College Hetzendorf (ibc), 1120 Wien, war Ende der 90er Jahre eine der ersten Schulen, die in Österreich mit einem Peer-Mediations-Programm startete. Mittlerweile melden sich bis zu 60 SchülerInnen jährlich für das Freifach Mediation an. „Die Zahl der Konflikte, die in der Direktion landen, ist, seit wir Peer-Mediation anbieten, um 70 – 80 Prozent zurückgegangen. Mit ein Grund dafür ist, dass durch die präventive Wirkung der Mediation weniger Streitigkeiten entstehen. Peer-Mediation ist zu einem wichtigen Bestandteil der SchuIidentität geworden“, so Mag. Dieter Wlcek, Schulleiter am ibc. Das Schulklima am ibc sei dank der Peers von Toleranz und gegenseitigem Verständnis geprägt. „Peer-Mediation ist die wichtigste Form von Gewaltprävention an Schulen. SchülerInnen erleben die Peer-MediatorInnen als wertvolle Hilfe bei Konflikten, LehrerInnen werden durch die Peers in ihrer Arbeit unterstützt“, ist auch Mag. Erika Wailzer, Professorin und Betreuerin der Peer-MediatorInnen am GRG Parhamerplatz, 1170 Wien, das seit 2003 Peer-Mediation anbietet, überzeugt.
SchülerInnen profitieren auf allen Ebenen von Konfliktlösungs-Know-how
„SchülerInnen, die zu Peer-MediatorInnen ausgebildet werden, erlernen hoch professionelle Strategien, um mit Konflikten umzugehen bzw. diesen vorzubeugen. Damit haben sie einen wesentlichen Vorteil in ihrer weiteren beruflichen und privaten Laufbahn“, so der Direktor des ibc. Diese Einschätzung teilen auch die Peers: „Ich habe durch meine Ausbildung gelernt, wie ich persönlich mit Konflikten umzugehen habe und wie ich diese richtig bewältigen kann“, meint Schülerin Julia Mayer, Peer-Mediatorin, GRG Parhamerplatz.
ÖBM möchte Peer-Mediation an allen Schulen etablieren
„Peer-Mediation lebt von engagierten, sozial kompetenten SchülerInnen sowie einer fundierten Ausbildung für diese in der Schule. Wichtig ist auch die externe Unterstützung, z.B. durch Lehrerfortbildungen im Stadtschulrat. Neben dem Engagement der LehrerInnen spielt auch die Unterstützung und Zusammenarbeit mit der Direktion eine große Rolle“, berichtet Wailzer aus ihrer Arbeit. Jedoch: „Obwohl sowohl das Unterrichts- als auch das Sozialministerium Peer-Mediation wohlwollend und unterstützend gegenüberstehen, ist die Frage der finanziellen Unterstützung noch unklar. In manchen Schulen wird das Programm von engagierten LehrerInnen ohne jegliches Entgelt durchgeführt“, so Haberlehner. Derzeit gibt es an rund 10 Prozent der österreichischen Schulen Peer-Mediations-Programme. „Das ist viel zu wenig! Ziel des ÖBM ist es, durch Bewusstseinsbildung dazu beizutragen, Peer-Mediation flächendeckend an allen Schulen zu etablieren“, so ÖBM-Bundessprecher Mautner.
Mediations-Hotline des ÖBM
„Für SchülerInnen, LehrerInnen, Eltern und alle Interessierten, die Peer-Mediation an die Schulen holen wollen, ist der ÖBM der richtige Ansprechpartner. Als besonderes Service haben wir vor kurzem eine kostenlose Mediations-Hotline eingerichtet. Unter der Nummer 0800 88 00 88 kann man sich rasch und unverbindlich nicht nur über Peer-Mediation, sondern auch über alle anderen Mediationsbereiche wie z.B. Scheidung, Nachbarschaftsstreitigkeiten oder Konflikte am Arbeitsplatz schlau machen. Bei der Hotline erfährt man außerdem, welche ÖBM-MediatorInnen für ein kostenloses Informationsgespräch im Beisein aller Betroffenen zur Verfügung stehen“, so Mautner.
http://www.oebm.atQuelle: Presse-Information Wien, 16. September 2009